Familienunternehmen im Wandel
Fachbeitrag für die Wirtschaftszeitung der Rhein-Zeitung Ausgabe August 2020
Auch für künftige Unternehmergenerationen lohnt sich die Investition in Photovoltaikanlagen.
Alle Familienbetriebe kommen irgendwann an den Punkt, an dem sprichwörtlich „das Zepter übergeben wird“ und die Unternehmensnachfolge ansteht. Vieles gilt es dann zu klären und an einer Frage kommt heute niemand mehr vorbei: Wie kann das Familienunternehmen möglichst nachhaltig agieren? Der Klimawandel erzwingt unweigerlich einen Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen – auch und gerade für energieintensive Industrie- oder Gewerbebetriebe. „Um Familienunternehmen in eine ökologisch nachhaltige Zukunft zu führen, sind Photovoltaikanlagen ein wichtiges Instrument zur sauberen Energieunabhängigkeit“, erklärt Andre Steffens, Geschäftsführer der Wi SOLAR GmbH in Kaisersesch und Mitglied der Energiekommission des BVMW – Bundesverband mittelständische Wirtschaft. Dabei kommt den Sonnenkollektoren gerade aktuell eine besondere Bedeutung zu: „Nach dem Lockdown durch die Coronakrise stehen wir in einer Wiederaufbauphase der Wirtschaft. Das erfordert unter anderem niedrige Preise für sauberen Strom um wettbewerbsfähig zu bleiben“, so Sarah Walenta, Leiterin des Kreisverbands Mittelrhein des BVMW. Die Unternehmerin sieht die erneuerbaren Energien auf einem sehr guten Weg: „Die Solarenergie ist meiner Einschätzung nach bald an einem Punkt angelangt, an dem sie sich selbst marktwirtschaftlich regeln kann. Ein überaus wichtiger Schritt für die Zukunft der Solarenergie ist dabei der Wegfall des 52-GW-Deckels, für den der BVMW lange gekämpft hat.“ Tatsächlich hätte diese Ausbaubeschränkung den Zubau gerade in diesem Jahr massiv eingebremst, wie ein Blick auf die Zahlen der Bundesnetzagentur zeigt: Von Januar bis Ende Mai 2020 waren bereits knapp 51-GW PV-Energie auf Deutschlands Dächern hinzugekommen. Konkret hätte dies bedeutet, dass von da an die Förderung nach EEG für Anlagen bis 750 kW fast erschöpft gewesen wäre.

Langfristig wirtschaftlicher PV-Betrieb möglich
„Das EEG in seiner ursprünglichen Form war eine wichtige Starthilfe für die erneuerbaren Energien. Mittlerweile sind diese aber fest etabliert und haben sprichwörtlich Fuß gefasst“, so Solarexperte Steffens, der den Wegfall des 52-GW-Deckels ebenfalls begrüßt. Gewerblich genutzte PV-Anlagen können auf lange Sicht weiter wirtschaftlich betrieben werden. Auf diese Weise wird aktiver Umweltschutz bei der Unternehmensnachfolge gesichert. „Ökologische Verantwortung zu übernehmen ist heute keine Imagefrage mehr. Gerade für mittelständische Betriebe wird die Frage nach alternativen Energien angesichts der globalen Erwärmung zu einer Überlebensfrage“, so Sarah Walenta. „Da wäre ein weiteres Festhalten an dem 52-GW-Deckel wahrlich kontraproduktiv gewesen.“ Erstmalig von der Regierung versprochen wurde die Streichung des 52-GW-Deckels am 26.09.2019. Endgültig durch den Bundestag verabschiedet wurde sie am 18.06.2020, gemeinsam mit dem Gebäudeenergiegesetz. Bestätigung erlangte die Änderung mit Beschluss des Bundesrates am 03.07.2020, in dem auch die pauschalen Abstandsregeln für Windräder gekippt wurden. „Beim Thema PV herrscht eine hohe Planungssicherheit – auch und gerade für die nächste Unternehmensgeneration“, freut sich Andre Steffens. Natürlich spielt die Einspeisevergütung weiterhin eine Rolle. Diese garantiert für 20 Jahre einen festen Preis für den Strom, der nicht selbst verbraucht und ins öffentliche Netz eingespeist wird. Gleichwohl stellt der Eigen- bzw. Direktverbrauch des Sonnenstroms gerade für gewerbliche PV-Nutzer die Alternative schlechthin gegenüber einer Einspeisung ins Netz dar. „Dies macht unsere Kunden unabhängig von staatlichen Hilfen“, so Solarunternehmer Steffens. „Und das liegt vor allem an dem günstigen Verbrauchsprofil industrieller Betriebe.“ Anders als Privathaushalte verbrauchen diese zwischen 08:00 Uhr und 18:00 Uhr am meisten Energie; also genau dann, wenn die Solarzellen auf dem Dach den meisten Strom produzieren. Sogar ohne Speicher erreichen Unternehmen häufig Eigenverbrauchsanteile von bis zu 80 Prozent.

Unternehmensnachfolge: Unabhängig, nachhaltig, ökonomisch
Sarah Walenta wünscht sich, dass die großen Vorteile einer eigenen PV-Anlage noch besser kommuniziert werden. „Viele Gewerbetreibende assoziieren mit Solarstrom horrende Investitionskosten und staatliche Reglementierungen.“ „Gewerbliche PV-Nutzer profitieren schon heute von deutlich gesunkenen Preisen für Solarmodule,“ sagt Andre Steffens. Gerade energieintensive Betriebe, beispielsweise solche mit ständig aktiven Produktionsanlagen, Kühlregalen, Klimaanlagen oder großen Beleuchtungssystemen, können attraktive Rendite erzielen. Durch den erwähnten hohen Eigenverbrauch der Sonnenenergie entfällt der Zukauf von Marktstrom, der sich preislich aktuell in einem Bereich von ca. 17 Cent pro KWh bewegt. „Die Differenz aus Stromentstehungskosten und Einkauf, unter Berücksichtigung der aktuellen EEG-Umlage, ergibt so einen Gewinn von rund 7 Cent pro KWh“, erläutert Andre Steffens. „Bei unseren Kunden amortisieren sich gewerbliche Anlagen in der Regel bereits nach sieben bis acht Jahren.“ Wer aus Gründen der Überschussproduktion ins öffentliche Netz einspeisen möchte, dem steht weiterhin die staatliche Einspeisevergütung zur Verfügung. Für Stromproduzenten, die nicht alles selbst verbrauchen, gewinnt zudem das Modell PPA an Bedeutung. Die Abkürzung steht für Power Purchase Agreement und bedeutet so viel wie Stromkaufvereinbarung. Hierbei handelt es sich um eine Form der Direktvermarktung, die vertraglich zwischen Produzenten und Abnehmer geregelt wird und Planungssicherheit für die Zeit nach EEG und Einspeisevergütung bietet. Und, da sind sich Walenta und Steffens einig, die Zeit nach der staatlichen Förderung wird kommen.
Ökologischer Fußabdruck mit PV-Anlagen
In der Gesamtschau zeigt sich: Solarstrom überzeugt sowohl ökonomisch als auch ökologisch. Gerade auch, wenn es um die Zukunft des eigenen Betriebs geht: „Familienunternehmen übernehmen Verantwortung für die Gesellschaft, die nächste Generation und die eigenen Mitarbeiter“, sagt Sarah Walenta. Rund 47 Prozent des Umsatzes aller deutschen Unternehmen wird von eigentümergeführten Familienunternehmen erwirtschaftet. An diesen Zahlen lässt sich ablesen: Bei der nachhaltigen Ausrichtung der Wirtschaft geht kein Weg an mittelständischen Unternehmen vorbei. Und mit jeder neuen Generation gewinnt das Thema an Bedeutung – auch wenn die Meinungen über die konkrete Ausgestaltung auseinandergehen. So ist Wi SOLAR-Geschäftsführer Steffens sicher: „Der Wegfall des 52-GW-Deckels, verbunden mit verbleibender EEG-Umlage und Einspeisevergütung, ermöglicht es heutigen und künftigen Unternehmern, PV-Anlagen in großem Umfang und ohne Risiken direkt zu nutzen, ihren Eigenverbrauch zu steigern und den nachfolgenden Generationen ein gesundes Erbe zu hinterlassen.“ Einsparnisse beim Stromverkauf und eine Direktvermarktung des nicht verbrauchten Sonnenstroms setzen zudem finanzielle Ressourcen frei, die in weitere ökologische Projekte investiert werden können. Zum Beispiel einen umweltfreundlichen E-Auto-Fuhrpark. „Wie die deutsche Automobilbranche vor vielen Jahrzehnten, hat die Solarbranche längst das Laufen gelernt. Ohne staatlich verordnete 52-GW-Grenze werden die Schritte größer. Der gemeinsame Kampf unseres Verbandes hat sich auf jeden Fall gelohnt.“